Corona-Lockerungen: Welcher Sport trainiert schon wieder?

 

von Daniel Knoke

Hannah Wolff und Paul Haas aus der MUS-Redaktion bei einer ersten Partie Padel. Normalerweise spielt man im Doppel.© Magazin des unpopulären Sports

Hannah Wolff und Paul Haas aus der MUS-Redaktion bei einer ersten Partie Padel. Normalerweise spielt man im Doppel.

© Magazin des unpopulären Sports


„Die Lust auf Padel ist nicht zurückgegangen: Let’s Padel!“ – so euphorisch klingt ein Statement von Uwe Diener, Vize-Präsident des Deutschen Padel Verbands, zur aktuellen Lage seiner Sportart. Während es vergleichsweise einfach möglich ist, schon wieder Padel im 1 gegen 1 zu spielen, ist an Roller Derby hingegen noch überhaupt nicht zu denken. Es wird schnell deutlich: Die unpopulären Sportarten sind von den Einschränkungen der Corona-Pandemie höchst unterschiedlich betroffen. Die aktuellen Lockerungen helfen manchen Sportarten enorm, während andere noch weit von der Normalität entfernt sind.

Das erklärt sich natürlich aus den verschiedenen Bedingungen der Sportarten. Während Padel draußen ohne jeglichen Körperkontakt gespielt werden kann, haben es Vollkontakt-Sportarten wie Quidditch oder Roller Derby schwerer. Vor allem für Roller Derby sieht es aktuell noch sehr düster aus, schließlich werden die Rollschuh-Wettkämpfe in Hallen ausgetragen.

„Beim Roller Derby ist der permanente Austausch von Viren und Bakterien über engen körperlichen Kontakt nicht zu vermeiden“, erklärt Val Kyria von der Pressestelle des deutschen Verbands. Es gibt sogar eine wissenschaftliche Studie zur Übertragung von Mikroben im Roller Derby – in Zeiten einer Pandemie sind das natürlich denkbar schlechte Voraussetzungen.

Entsprechend ist hier auch kein Training möglich. „Es spricht momentan einfach ALLES gegen die Wiederaufnahme des regulären Trainings“, betont Val Kyria. Sie schätzt die Lage realistisch ein: „Diese Situation wird sich so schnell nicht ändern.“ Ähnlich sieht die Lage beim Kin-Ball aus. Auch hier ist das Problem, dass die Sportart in Hallen betrieben wird. Wer seinen Drosten gelesen bzw. gehört hat, der weiß, dass das Ansteckungsrisiko in geschlossenen Gebäuden viel größer ist als an der frischen Luft. Deshalb heißt auch beim Kin-Ball die Devise: Aktuell findet kein Training statt. Dennis Merscher, Vizepräsident des Deutschen Kin Ball Verbands, hofft entsprechend auf die Zukunft: „Sobald die Sporthallen wieder geöffnet sind, wird nach Möglichkeit wieder trainiert.“

Dass auch Freiluft-Sportarten nicht automatisch alle so gut dastehen wie Padel, nur weil sie unter freiem Himmel ausgeübt werden, zeigt das Beispiel Jugger. „Soweit ich weiß, findet aktuell nirgendwo ein regelmäßiges Gruppentraining statt“, berichtet Simba Röntgen, Sprecher des Ligagremiums. Zwar halte man sich mit individuellen Übungen im Einzeltraining oder maximal zu zweit fit, mehr sei aktuell aber nicht drin.

Das Corona-Damoklesschwert schwebt über uns

Andere Sportarten sind da, was das Training angeht, schon weiter. Beim Einradhockey soll das Training in Kleingruppen wieder aufgenommen werden, wie Philipp Gross vom Ligaausschuss bestätigt. Auch einige Quidditch-Teams trainieren schon wieder in Gruppen von bis zu acht Personen. Allerdings gilt hier das alte Sprichwort: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!“ So mahnt der Deutsche Quidditchbund zum Beispiel in einem Statement, dass nicht gleich alles was gesetzlich wieder erlaubt ist, voll ausgereizt werden soll. Schließlich sollen zum Beispiel auch Menschen aus der Corona-Risikogruppe nicht zu viele Anreize haben, vielleicht doch zum Training zu gehen. Denn tatsächlich ist die Corona-Pandemie ja noch lange nicht ausgestanden. Die drohende zweite Infektionswelle schwebt nach wie vor wie ein Damoklesschwert über allen Bemühungen, Sport wieder zu ermöglichen.

Diese Bemühungen scheitern manchmal daran, dass die Voraussetzungen für den eigenen Sport derzeit gar nicht vorhanden sind. Für Unterwasserhockey ist es natürlich ein Problem, dass weiterhin keine Schwimmbäder geöffnet haben. Ohne Wasser kein Training - so lautet die einfache Rechnung. Da nützt es auch nichts, dass in vielen Bundesländern Sport in Kleingruppen wieder erlaubt ist. „Es gibt ein paar Kreative, die mit Trockenpucks ein Technikprogramm absolvieren“, berichtet Jakob Ehring für die Unterwasserhockey-Community. Doch viel mehr ist aktuell nicht drin.

Wer Unterwasserhockey spielt, schaut da vermutlich neidisch zu Sportarten wie Roundnet oder Padel. In beiden Sportarten sind maximal vier Personen aktiv am Spielgeschehen beteiligt und das benötigte Equipment hält sich in Grenzen.  Insofern ist ein realitätsnahes Training viel eher möglich als bei anderen Sportarten. Dementsprechend hofft Marcel Halle von Roundnet Germany auf „reguläres Training in festen Kleingruppen ab Juni“. Dies wird zwar nur für einige Bundesländer (zum Beispiel NRW) möglich sein, aber darüber wird sich vermutlich niemand beschweren, der Roundnet liebt. Schließlich können andere Sportarten von regulärem Training nur träumen.

Wer also die Zeit der Corona-Pandemie dafür nutzen möchte, einmal eine neue (unpopuläre) Sportart auszuprobieren, der ist vor allem bei Roundnet und Padel richtig. Ein 1 gegen 1 Duell im Padel ist schließlich inzwischen in ganz Deutschland problemlos möglich, da die Abstände beim „Käfig-Tennis“ durch das Spiel bedingt sowieso eingehalten werden. Diese Chance hat sich auch das MUS-Team nicht entgehen lassen und sich einmal im Padel ausprobiert. Und ihr wisst ja: Wenn das MUS-Team einen Sport ausprobiert, folgt auch bald ein Podcast zu diesem Thema ...

 

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