Warum ich mich in Roller Derby verliebt habe

 

Dieser Artikel ist der erste der Reihe “Woher kommt eigentlich…?”. Dabei berichten wir von den Ursprüngen des Sports. Wenn du weitere Ausgaben lesen möchtest, klicke hier.


von Hannah Wolff

An dem Stern auf dem Helm erkennt man die jeweilige Jammerin der Teams.

Quelle: https://www.flickr.com/photos/34694401@N04/6301615146


Ich habe selbst noch nicht auf Rollschuhen gestanden und trotzdem schlägt mein Herz schon jetzt für Roller Derby.

Der Sport hat seinen Ursprung in den 1930er Jahren hat und stellt bis zur Ölkrise 1973 einen wahren Publikumsmagneten dar. Roller Derby wurde hauptsächlich in den USA sogar im Fernsehen übertragen und war zunächst mehr Show als Sport. Der Sportpromoter Leo A. Seltzer entwickelte es in dieser Zeit von einem Ausdauerrennen zu einer Art Wrestling auf Rollen mit abgesprochenen und überzogen gewaltreichen Aktionen.

Frauen im Rampenlicht

In Texas haben Frauen Roller Derby 2001 wiederbelebt. Diese Pionierinnen des Sports standen in Verbindung mit der dritten Welle des Feminismus und haben sich gegen die Ansicht gestellt, der Feminismus sei obsolet geworden. Auch heute noch ist Roller Derby weiterhin im Queerfeminismus verwurzelt und steht für die Stärkung von Autonomie und Selbstbestimmung von Frauen.

In der modernen Version wird der Sport auf ovalen Rennbahnen von zwei Teams mit je fünf Spielerinnen ausgetragen. Die Jammerin eines jeden Teams versucht Punkte zu sammeln, indem sie die vier Blockerinnen des gegnerischen Teams überrundet. Die Blockerinnen versuchen durch Blocks die gegnerische Jammerin am Überholen zu hindern und gleichzeitig ihrer Jammerin den Weg frei zu machen.

In der Women’s Flat Track Derby Association (WFTDA), der die meisten Teams angeschlossen sind, sind nicht nur Cis-Frauen (Menschen, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde und die im Folgenden eine übereinstimmende, weibliche Geschlechtsidentität entwickelt haben) willkommen. Auch nicht-binäre Menschen, also Menschen, die sich im zweigetrennten Geschlechtersystem „Mann oder Frau“ nicht wiederfinden, sowie Transfrauen spielen in den Teams mit. 

Aber auch Cis-Männer (siehe Erklärung zu Cis-Frauen oben) haben einen Platz in der Community – ausnahmsweise jedoch nicht in der ersten Reihe. Sie unterstützen die Teams als Fans oder Schiedsrichter. Im Rampenlicht jedoch stehen hier in der Regel die Frauen. In der Regel, weil einerseits auch Männer Roller Derby spielen und andererseits weil es weitere Ausnahmen gibt, wie z.B. die Fearleaders, eine männliche „Cheerleading“-Gruppe, die mit ihren Performances in der Halbzeitpause selbstironisch Geschlechterrollen aufbricht und dadurch in der Roller Derby Community große Aufmerksamkeit genießt.

“Derby is for every BODY”

Im Roller Derby sind alle Körper willkommen. Ob dick oder dünn, groß oder klein, jede Person findet hier ihren Platz. Viele Frauen, die mit Derby anfangen, beginnen erst dann ihren Körper in einem neuen Licht zu sehen. Statt ungesunderweise einem Schönheitsideal nachzueifern, lernen sie den Körper zu lieben, der ihnen erlaubt Roller Derby zu betreiben und an so vielen anderen Aktivitäten teilzunehmen. Dass Körperakzeptanz ein Grundwert der Roller Derby Community sind, zeigt auch der Roller Derby Ausstatter Frogmouth Clothing. Er bietet seine gesamte Kollektion in den Größen 3XS bis 6XL, jeweils in einem „curve cut“ und einem „straight cut“, sowie in drei verschiedenen Längen an.

“By the Skaters, for the Skaters”

Die Skaterinnen der 2000er Jahre haben mit Roller Derby einen sicheren Raum (Safe Space) für alle Frauen geschaffen. Der Do-It-Yourself Ethos der Roller Derby Community garantiert, dass dieser Ort nachhaltig vorhanden bleibt. So müssen Teams, die der WFTDA beitreten wollen, mehrheitlich von den Skaterinnen selbst besessen und durch sie verwaltet werden. Innerhalb der Teams formen so starke Frauen soziale Bindungen und sind gemeinsam noch stärker.

Derby ist hart, inklusiv und kämpft gegen Rollenklischees. Ich kann es kaum erwarten selbst auf Rollschuhen zu stehen.

Hinweis: In einer früheren Textversion fehlte der Hinweis, dass auch Männer Roller Derby spielen. So konnte der Eindruck entstehen, dass sie nur eingeschränkt einen Platz in der Roller Derby Community hätten. Dies bitten wir zu entschuldigen.

Demnächst wird es in unserem Magazin mehr Berichte zu Roller Derby gegen. Stay tuned!

 

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