Profitgier: Warum unpopulärer Sport zu teuer ist

 

Ein Kommentar von Hannah Wolff

Der offizielle Spielball der Firma Omnikin kostet 300€.© Deutscher Kin-Ball Verband

Der offizielle Spielball der Firma Omnikin kostet 300€.

© Deutscher Kin-Ball Verband


Ein Roundnet-Set kostet 100 Euro. Wer einen Spielball für Kin-Ball kaufen möchte, muss sogar 300 Euro investieren. In beiden Sportarten gibt es quasi eine Monopolstellung für die marktführenden Unternehmen. Deshalb können diese die Preise diktieren. Aber 300 Euro für einen Ball bezahlen? Das sind Wucherpreise! Die Profitgier gewinnt gegen den Wunsch, den unpopulären Sport weiterzuentwickeln. 

Mit dem Bekanntheitsgrad steigen auch die Preise

Als der heutige CEO der Firma Spikeball Inc den Sport Roundnet für sich entdeckte, war er hellauf begeistert. Er wollte “den nächsten großen amerikanischen Sport kreieren” und sprach viel von der tollen Community. Inzwischen will er wohl hauptsächlich Geld verdienen. Das Standard-Set kostete 2015, dem Jahr des Durchbruchs für Spikeball, noch 44 Euro. Heute kostet das bisschen Plastik sogar 65 Euro. Beides ist ein Vielfaches der Herstellungskosten von ca. 11 Euro. Aber damit nicht genug. Die Pro-Variante des Sets erreicht sogar den stolzen Preis von 100 Euro (derzeit reduziert auf 90 Euro), obwohl die Herstellung wohl kaum teurer sein dürfte. Immerhin - dafür gibt es eine lebenslange Garantie für die Plastikteile, aber auch die kann den hohen Preis der Sets nicht rechtfertigen. 

Allein in diesem Bild sind Spikeball-Sets im Wert von 700€.© Julian Meusel

Allein in diesem Bild sind Spikeball-Sets im Wert von 700€.

© Julian Meusel

Spikeball nutzt seine Quasi-Monopolstellung schamlos aus. Dem Unternehmen ist es wichtiger, Millionenumsätze einzufahren, als es allen Menschen zu ermöglichen, Teil der Roundnet-Community zu werden. Denn, dass es auch deutlich günstiger geht, zeigt die Konkurrenz. Das Set des Fitnessgeräte-Herstellers Schildkröt zum Beispiel ist vergleichbar mit dem Standard-Set von Spikeball und ist schon für 39 Euro zu haben. Aber deren Marktanteil ist leider verschwindend gering.

Hohe Preise, schlechter Service

Vollkommen konkurrenzlos bewegt sich der Erfinder von Kin-Ball im Markt. Seine Firma OMNIKIN ist die einzige, die Spielbälle für Kin-Ball herstellt. Für eine Latex-Blase und einen Nylonüberzug müssen Kin-Ball-Enthusiasten stolze 300 Euro auf den Tisch legen. Wenn es  dann zu Schäden kommt, greift die Garantie ausdrücklich nur in sehr seltenen Fällen. Und selbst wenn sie es tut, trägt der Kunde immer noch die Versandkosten. Viel zu wenig Service für 300 Euro. 

In den frühen Jahren wollte der Firmenchef, Sportlehrer von Beruf, noch einen Sport vorantreiben, der für alle Kinder mit ins Spiel einbezieht. Heute liegt sein Augenmerk wohl auf seinem eigenen Wohl: dem Profit.

Profitgier macht unpopulären Sport elitär

Unpopulärer Sport und insbesondere die Vielzahl an verschiedenen Sportarten bietet viele Chancen. Es entstehen hier häufig Communities, in denen die Menschen wie eine zweite Familie für einander sind. Nicht selten finden hier auch Menschen einen Platz, die sich im Sport bisher nicht zu Hause gefühlt haben. Darauf sind die jungen Gemeinschaften stolz. Sie rühmen sich damit inklusiv zu sein. Die Profitgier von Firmen wie Spikeball Inc und Omnikin stellt jedoch eine große Eintrittsbarriere in die Communities dar. Sie macht unpopulären Sport elitär und damit exklusiv.  

Die CEOs der Herstellerfirmen für unpopulären Sport täten gut daran, sich an ihre früheren Ziele zurück zu erinnern. Sie haben tolle Communities erschaffen. Jetzt müssen sie diesen erlauben, ihre Werte zu leben und weiter zu wachsen. Dafür müssten sie jedoch die Preise reduzieren. Wenn das nicht geschieht, ist den Gemeinschaften zu wünschen, dass neue Firmen in den Markt kommen. Wer weiß, vielleicht kommt es ja auch zu einer Firmengründung aus einer der Communities heraus.

 

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