Pro-Contra: Soll beim Quidditch der Besen abgeschafft werden?

 

Im Quidditch wird derzeit darüber diskutiert, wie weit der Sport sich von Harry Potter entfernen will. Die aktuelle Diskussion dreht sich hauptsächlich um den Namen des Sports. Aber gleichzeitig kommt auch eine weitere Grundsatzdiskussion wieder auf. Es wird darüber diskutiert, ob es nicht eine gute Idee wäre, den Sport ohne Besen zu spielen. Der „Besen“ ist tatsächlich eine schmucklose PVC-Stange und ein Verweis auf die Ursprünge der Sportart in den Harry-Potter-Romanen. Während die einen darauf bestehen, dass der Besen das Einzigartige ist, was Quidditch zu Quidditch macht, sehen die anderen darin vor allem ein Hindernis zu mehr Wachstum der Sportart. Die jeweiligen Argumente sind, zumindest in der Quidditch-Community, bereits häufig ausgetauscht worden.

Darum soll es in diesem „Pro und Contra“ um die Frage gehen, ob es überhaupt eine gute Idee ist, das Ganze mal ergebnisoffen in einem Test auszuprobieren oder ob das der erste Schritt zur Spaltung der Community wäre. MUS-Reporterin Hannah Wolff und MUS-Chefredakteur Daniel Knoke begründen ihre jeweilige Sicht der Dinge.

PRO: Ohne Veränderungen stagniert der Sport
Von Hannah Wolff

Der Besen ist ikonisch für Quidditch, aber das heißt ja nicht, dass man nicht mal ausprobieren kann, wie es ohne Besen wäre. Das findet zumindest Alex Benepe. “Vielleicht wäre Quidditch ohne Besen blöd, vielleicht wäre es aber auch ziemlich cool. Ich glaube Quidditch ist auch ohne Harry-Potter-Bezug ein ziemlich cooler Sport. Es gibt eine Menge Strategie. Der Sport ist körperlich extrem anstrengend. Und das Zuschauen macht sehr viel Spaß,” ist der Quidditch-Erfinder überzeugt.

Zu oft verschließt sich die Quidditch-Community Änderungen, die den Sport besser machen. Quidditch mit nur zwei Bludgern, keine Spielfeldbegrenzung und sich nach einem Beat dreimal um die eigene Achse drehen müssen - all das sind Beispiel für Quidditchregeln aus der Vergangenheit. Heute erscheinen sie geradezu lächerlich. Genau das könnte auch das Schicksal des Besens werden. 

Seit Jahren entfernt sich Quidditch immer weiter von Harry Potter. Zuletzt ließen die beiden großen US-Ligen sogar verlauten, dass sie einen komplett neuen Namen für den Sport suchen. Sie sind der Meinung: Die gemischtgeschlechtliche Sportart kann auch eigenständig begeistern - ganz ohne fiktionalen Bezug. In einer Zeit in der die Harry Potter Generation längst nicht mehr die Zielgruppe des Sports ist, stellt der Besen die letzte Verbindung zur Zauberwelt dar. Das ist schädlich für einen Sport, dessen Wachstum stagniert. Sowohl die PVC-Stange als auch der Ursprung des Sports werden als häufigste Gründe genannt werden, warum Menschen Quidditch keine Chance geben. 

“Pro Besen”-Vertreter*innen lassen oft verlauten, der Besen sei ein Handicap, wie etwa das Dribbeln im Basketball. Außerdem agiere er als “Idotenfilter”: Wer sich nicht zu schade ist, einen Sport mit PVC-Stange zwischen den Beinen zu betreiben, der sei mit großer Wahrscheinlichkeit eine tolle Person. Fakt ist aber, dass weder klar ist, ob der Sport ein Handicap braucht, noch einen Idiotenfilter. Das kann die Community erst beurteilen, wenn sie Quidditch ohne Besen eine Chance gibt.

Lehnen Teile der Quidditch-Community weiterhin Änderungsvorschläge kategorisch ab, stagniert nicht nur ihr Wachstum. Sie verschrecken dann auch die Menschen, die den Sport verbessern wollen. Das sind häufig eben die Menschen, die sich auch außerhalb ihres eigenen Teams im Sport engagieren. Und ohne Engagement kann kein Sport überleben. Im schlimmsten Fall bricht Quidditch darunter zusammen. Dann ist vielleicht nicht nur der Besen, sondern der ganze Sport bald eine Geschichte der Vergangenheit.

CONTRA: Der Quidditch-Community droht die Spaltung
Von Daniel Knoke

Wer den Besen abschaffen will oder auch nur darüber nachdenkt, gefährdet die Einheit der Quidditch-Community. Natürlich kann man mal ausprobieren, wie es wäre ohne Besen zu spielen, aber dann würde man halt kein Quidditch mehr spielen. Sondern eine andere Sportart. Das muss nicht schlecht sein. Denn natürlich können auch andere Sportarten große Freude bereiten. Aber es würde unweigerlich zur Spaltung der Quidditch-Gemeinschaft führen. Beispiele aus der Sport-Historie, wo genau das passiert ist, gibt es zur Genüge.

Wenn ein Sport eine ganz grundsätzliche Regel verändert, obwohl der Sport schon einige Jahre etabliert ist, dann entstehen daraus zwei getrennte Sportarten. Ein Teil der Gemeinschaft will die Regeländerung mitmachen und der andere Teil nicht.

Ein Beispiel aus der Sporthistorie ist Rugby. Ende des 19. Jahrhunderts ging es um die Frage, ob man Vorwärtspässe erlauben sollte. Ein Teil der Rugby-Community beantwortete die Frage mit nein und spielte weiter Rugby, wie wir es auch heute kennen. Der andere Teil der Community führte einige Jahre später den Vorwärtspass ein und daraus entstand der Sport American Football. Heute unterscheiden sich die beiden Sportarten noch durch viel mehr als nur die Frage: Vorwärtspass oder nicht. Beide Sportarten haben nichts mehr miteinander zu tun.

Ein solcher Riss würde auch durch die Quidditch-Community gehen. Vielleicht würden zunächst alternative Verbände gegründet werden. Eine zweite IQA und ein zweiter DQB. Es gäbe dann zwei Weltmeisterschaften und zwei Deutsche Meisterschaften und jedes Team, jede Person müsste sich entscheiden, wohin man gehören will.

Das alles kann einfach vermieden werden indem man eine solche Büchse der Pandora gar nicht erst aufmacht.


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