Headis: Tischtennis – aber mit Köpfchen

 

von Monja Tauber

Damit der Ball möglichst flach und schnell gespielt werden kann, müssen die Spielenden den Kopf auf Plattenhöhe bewegen.© Elias Kistner

Damit der Ball möglichst flach und schnell gespielt werden kann, müssen die Spielenden den Kopf auf Plattenhöhe bewegen.

© Elias Kistner


„Und was machst du so?“ Das ist eigentlich eine normale und einfache Frage. Doch deren Beantwortung fällt der Autorin dieser Zeilen gar nicht mehr so leicht, seitdem sie Headis spielt. Eine kurze, knappe und trotzdem treffende Beschreibung, unter der sich die Menschen genau das vorstellen, was diesen Sport ausmacht, hat sie bislang noch nicht gefunden.

Nach mittlerweile sechs Jahren ist klar, dass der Satz „Als Hobby spiele ich Kopfballtischtennis, der offizielle Name des Sportes ist Headis.“ als Antwort nicht ganz ausreicht. Um falsche Vorstellungen hier gleich von Anfang an zu vermeiden: Man köpft keinen normalen Tischtennisball über die Platte und bindet sich auch keinen Tischtennisschläger am Kopf fest.

Doch wie wird diese junge Sportart wirklich gespielt? Das ist schnell erklärt: Der Ball ist aus Gummi, wird mit Luft aufgepumpt, besitzt einen Umfang von 50 Zentimetern, ist 100 Gramm schwer und wird über eine Tischtennisplatte geköpft. Das Netz ist, ähnlich wie bei öffentlichen Tischtennisplatten in Parks, stabiler als ein „normales“ Tischtennisnetz und wird aus Alustangen zusammengesteckt. Die Regeln sind, bis auf die ein oder andere Ausnahmen, analog zum Tischtennis.

Damit der Ball möglichst flach und schnell gespielt werden kann, müssen die Spielenden den Kopf in etwa auf Plattenhöhe bewegen, weshalb der erste Headis-Muskelkater bei Anfänger*innen in Beinen und Po auftritt. Auch auf fortgeschrittenem Spielniveau ist die Beinarbeit nach wie vor sehr wichtig. Spektakuläre Rettungsaktionen wie die Verteidigung eines Schmetterballes mehrere Meter hinter der Platte oder Hechtsprünge auf den Boden gehören genauso zur Tagesordnung, wie der Sprung auf die Platte. Denn anders als beim Tischtennis darf der Ball im Spiel auch aus der Luft – also Volley – gespielt werden.

Von Kaiserslautern in die Welt

Gruppenbild nach einer Headis-Wanderung durch Berlin von Platte zu Platte.© Elias Kistner

Gruppenbild nach einer Headis-Wanderung durch Berlin von Platte zu Platte.

© Elias Kistner

Erfunden wurde der Sport 2006 von Rene Wegener. Und zwar nicht in einer coolen Großstadt, sondern im Freibad in Kaiserslautern (die Stadt in der Pfalz wird in der Headis-Szene auch liebevoll K-Town genannt). Es gab nicht mehr genügend Platz zum Fußballspielen, aber die Tischtennisplatte war noch frei. Also war der neue Sport schnell erfunden.

Das anfängliche Zocken im Freundeskreis gewann schnell Zuwachs. Mittlerweile wird Headis nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern wie der Schweiz, Tschechien, Slowakei, Japan und Australien gespielt. Etwa einmal im Monat finden Turniere statt, zu denen Leute nicht nur aus den verschiedensten Ecken Deutschlands, sondern auch aus anderen Ländern angereist kommen. Sie nehmen hierfür zum Teil beachtliche Reisestrapazen in Kauf. 

Vielleicht muss man auch einmal selber auf einem Headis-Turnier gewesen sein, um den Reiz zu verstehen. Wer vor Ort ist, merkt sehr schnell, dass ein verrückter Haufen an Menschen versammelt ist, der sich freut, wieder zusammenzukommen. Nicht bei allen steht dabei der sportliche Ehrgeiz im Vordergrund.

Eins ist klar: Für viele bedeutet Headis definitiv auch Freundschaft. Egal ob im eigenen Team, zum Beispiel in Berlin und in Potsdam oder mit anderen Spielerinnen und Spielern, die man auf Turnieren kennengelernt hat: Die gemeinsame Liebe zu diesem Sport verbindet und macht Headis für unsere Autorin zu etwas Besonderem.


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