Quickliner: Eine Gießener Erfindung erobert die Roundnet-Welt

 

von Max Martens

Der Quickliner 2.0 in seiner ganzen Pracht.© Alex Stiller

Der Quickliner 2.0 in seiner ganzen Pracht.

© Alex Stiller


Am Anfang war das Ärgernis. Das Ärgernis darüber, die Angaben beim Roundnet nicht immer im korrekten Abstand üben zu können. “Da hatte ich den Wunsch das Training einheitlicher zu gestalten”, sagt Alex Stiller, ein Gießener Roundnet-Urgestein. Das mühselige Abmessen und markieren war aber auch keine zufriedenstellende Lösung. Eine effiziente Idee musste her. Zum Glück ist Stiller studierter Maschinenbauer. Und zum Glück hat er mit Sören Baumann und Kevin Schäfer zwei weitere motivierte Ingenieure als Teamkollegen. Zusammen bilden sie das Triumvirat des Quickliners.

Quick-was? “Kunststoffbandabwicklungsgerät” könnte man es auch nennen. “Quickliner war die bessere Alternative”, lacht Stiller. Aus dem anfänglichen Unmut entwickelten die drei Gießener ein Produkt, mit dem man in Windeseile den richtigen Abstand zum Roundnet-Set markieren kann. Dieses Produkt ist deshalb so wichtig, weil die Entfernung genau im Regelwerk festgehalten ist. Bei der Angabe müssen die Person und der Ball mindestens 1,80m vom Netz entfernt sein. Aus eigener Erfahrung kann der Autor dieses Textes berichten, wie viel Zeit und krumme Rücken es bei einem Turnier braucht, um jedes Set ordentlich zu markieren: zu viel.

Über einen Zeitraum von vier bis fünf Monaten tüftelte das Trio an der Produktentwicklung. Das Ziel war klar: Zum Heimturnier in Gießen, den “Schlammbeiser Open” (LINK), im Februar 2020 sollte das (Roundnet)-weltverändernde Stück der Öffentlichkeit präsentiert werden. Aus der Community, für die Community. Dafür lieben wir den unpopulären Sport.

Drei Millimeter, die die Welt bedeuten

Quickliner 1.0 im Modell. © Alex Stiller

Quickliner 1.0 im Modell.

© Alex Stiller

Doch wie ist der Quickliner überhaupt aufgebaut? Auf einer Kunstoffvorrichtung wird ein etwa drei Millimeter dünnes Klebeband gestülpt. Das reduziert den Müll, lenkt beim Spiel nicht ab, ist aber dennoch genügend zu sehen. Das Klebeband wird dann über ein “reibungsminimierendes” Kupferröhrchen auf den Hallenboden aufgetragen. Damit das Band gleichmäßig haften bleibt, ist unter der Kunstoffvorrichtung ein Putzschwamm angebracht, der einen ausgeglichenen Druck verteilt. Positiver Nebeneffekt: Mit dem Schwamm kann man vorher den Hallenboden reinigen. Denn “zu staubig sollte es nicht sein”, verrät Stiller. 

Beim Adapter zur Führung des Quickliners gelang den Erfindern ein genialer Clou: Sie haben sich an die DIN-Norm eines 28mm-Besenstiels gehalten. Somit ist ihr Produkt in jeder Halle verwendbar, in dem es auch einen Besen gibt. Und ganz ehrlich, das sollte überall der Fall sein.

Zusätzlich gibt es aber noch eine “Travel-Variante” inklusive einem kurzen Holzstab, den man in leicht in einen Rucksack packen kann. Letztes Gimmick ist ein kleiner Haken am Kunststoffstück. Dort befestigt man das Band zum Abstandmessen. Voila, fertig ist der Quickliner. Wenn eine Person das freie Ende des Abstandsmessers am Mittelpunkt des Netzes festhält, kann eine zweite Person, wie mit einem Zirkel, einen perfekten Kreis um das Set ziehen.

Exportschlager Quickliner?

Beim Turnier in Gießen fiel die Resonanz so positiv aus, dass die drei Erfinder entschieden, ihr Produkt in sechsfacher Auflage wenige Wochen später zu den Indoor Masters (LINK) nach Köln mitzunehmen. Für einen kostendeckenden Preis von 15€ wurde der Quickliner unter das Volk gebracht. Aktuell sind weltweit nur zehn Stück im Umlauf, doch sogar aus Texas bekamen die Gießener Jungs eine Anfrage. 

Klingt nach einem vielversprechenden Geschäftsmodell. “Noch ist es nicht ausgelegt, um günstig zu produzieren”, erklärt Alex Stiller, “Wir müssen uns erstmal selbst strukturieren”. Momentan wird das Kunstoffstück noch mit dem eigenen 3D-Drucker gefertigt und die Löcher im Kupferrohr per Hand gebohrt. Stiller sieht die Entwicklung aber auf einem guten Weg. Außerdem harmoniere das Team gut. “Uns verbindet die Leidenschaft zu Roundnet”, schwärmt er.

Ob und wann der Quickliner in den geregelten Verkauf geht, ist also längst noch nicht geklärt. Außerdem sind alle drei Erfinder berufstätig und haben nur begrenzt Zeit für das “Kunststoffbandabwicklungsgerät”. Doch die Motivation ist ungebremst. “Ich habe Bock, die Sportart mit meinen Fähigkeiten voranzubringen”, sagt Stiller und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: “Ich hätte nichts dagegen, wenn der Rubel rollt”. Doch davor muss erst noch eine Menge Klebeband über den Hallenboden rollen.

Das Triumvirat: Alex Stiller, Kevin Schäfer und Sören Baumann

 

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