Max MUStermann denkt nach … über die Poesie des Wetters

 
Heute kann es regnen, stürmen oder schneien…

Heute kann es regnen, stürmen oder schneien…


Wie oft hat man sich schon in der Situation wiedergefunden, in der man mangels interessanter Themen im gezwungenen Small-Talk das Wetter anspricht? Irgendwas ist damit ja immer. Zu kalt, zu warm, zu windig, zu still, zu regnerisch, zu trocken. So nörgelt man dann gemeinsam und dem Thema “Wetter” haftet etwas Einfallsloses und Beliebiges an. Im Sport hingegen sorgt Wetter hin und wieder für Spielabsagen oder beeinflusst sogar das sportliche Ergebnis. Vor allem am Regen scheiden sich die Wettergeister.

Als kleiner Junge habe ich mir noch, sobald es nur anfing zu regnen, meinen Fußball geschnappt und bin schnurstracks nach draußen gerannt, um alleine den Ball durch die Gegend zu schießen. Inzwischen habe ich eine ambivalente Beziehung zu dem Himmelwasser. Einerseits ist es beklemmend kalt und ungemütlich, andererseits beleben die fallenden Tropfen und der meist damit einhergehende schlammige Boden meinen Adrenalinspiegel, sodass der Spaßfaktor deutlich steigt. Kommt während des Regens sogar die Sonne raus, ist das Set-Up nahezu perfekt. Dazu fällt mir direkt unser letztes Spiel des ersten Tages der Deutschen Quidditch Meisterschaft 2019 in Hamburg ein. Wegen des Regens war es fast unmöglich den Ball zu kontrollieren und sobald man an der Seitenlinie stand wurde einem kalt. Doch die tiefstehende Abendsonne tauchte das alles in ein güldenes Licht, das die Szenerie unwirklich erscheinen ließ. Reine Poesie dieses Wetter.

Wenn man einen Sport betreibt, den man das ganze Jahr über draußen spielt, kommt man zwangsläufig mit allen Witterungen in Berührung. Bei meinem ersten Quidditch-Turnier hatten wir mit peitschendem Schneefall zu kämpfen und die zugefrorenen Spielfelder machten die Spieler*innen zu Eiskunstläufer*innen. Bei der WM 2018 in Florenz spielten wir in einer sengenden Hitze, die drohte unsere Füße lebendig zu kochen. Bei einem Turnier in der Türkei regnete es über Nacht so heftig, dass man zu Beginn des zweiten Tages knöcheltief im Schlamm stand. 

Nichts davon will ich missen. Klar, Sport bei perfekten Bedingungen macht Spaß. Aber erst extreme Situationen beleben den Körper und den Geist. Das Wetter weckt Emotionen. Vielleicht ist es auch deshalb eine beliebtes Thema beim Small-Talk.

Aber da ich diesen Text nicht mit Small-Talk beenden möchte, hier ein Zitat von Goethe:

“Lass regnen, wenn es regnen will, dem Wetter seinen Lauf;

denn wenn es nicht mehr regnen will, so hört's von selber auf!

 

In unserer Kolumne schreiben die vier Gründungsmitglieder der MUS-Redaktion in loser Folge über Themen, die sie beschäftigen. 

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