Roundnet-Duo: "Die Regeländerungen hatten nichts mit unserem Rücktritt zu tun"

 

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Ein gewohntes Bild: Cisek und Showalter beim Siegesjubel. (Foto: Jack Mathews)

Ein gewohntes Bild: Cisek und Showalter beim Siegesjubel.
(Foto: Jack Mathews)


Das beste Roundnet-Team der Welt Cisek/Showalter verkündete kürzlich seinen Rückzug aus dem Sport. Obwohl sie kaum miteinander trainieren konnten, dominierten sie über die letzten drei Jahre bei fast jedem Turnier und gewannen drei Mal in Folge die US-Meisterschaft. Auch ohne eine Weltmeisterschaft haben Cisek/Showalter zu Recht die Bezeichnung “bestes Team der Welt” verdient, da an den nordamerikanischen Teams derzeit kein Vorbeikommen ist.

Im MUS-Interview blickt PJ Showalter auf die Zeit mit seinem Partner Tyler Cisek zurück und erzählt, wer ihren Platz einnehmen kann und welchen unpopulären Sport sie als nächstes ausprobieren wollen. Außerdem verrät er, bei welcher Gelegenheit es zu einem Rücktritt vom Rücktritt kommen könnte. 


Magazin des unpopulären Sports: Euer Rücktritt kam kurz nach den Regeländerungen. Habt ihr keine Lust auf die neuen Regeln?

PJ Showalter: Die Regeländerungen hatte nichts mit unserer Entscheidung zu tun. Wir hatten die Entscheidung eigentlich schon einige Monate davor getroffen, aber wir haben uns entschieden, sie nicht zu verkünden, weil in der Spikeball-Welt sowieso nicht viel los war. Die zusätzliche Zeit ermöglichte es uns, sicherzustellen, dass wir die Entscheidung ausreichend durchdacht hatten. Wir beide mögen die neuen Regeln im Großen und Ganzen! Ich bin ein großer Fan der neuen Regeln, Tyler mag sie, ist aber nicht ganz so begeistert von ihnen wie ich.

Wie viel Einfluss hatte Corona auf eure Entscheidung, sich vom Roundnet zurückzuziehen?

Wir hatten geplant, dass 2020 höchstwahrscheinlich unser letztes Jahr sein wird. Wir wollten vor allem die erste Weltmeisterschaft in Belgien spielen. Als die ganze Saison abgesagt wurde, einschließlich der WM, mussten wir unsere Pläne überdenken. Also ja, COVID hat unsere Pläne definitiv beeinflusst. Es war hart im letzten Jahr keine Saison zu spielen, aber es gab uns viel freie Zeit, die wir mit anderen Dingen verbringen konnten und dafür sind wir sehr dankbar! Unsere Spikeball-Zeit war ein großartiger Lebensabschnitt, aber wir haben jetzt andere Dinge, in die wir mehr Zeit investieren wollen!

Wäre es nicht eine Motivation, weiter zu spielen, die WM zu gewinnen?

Die Weltmeisterschaft ist definitiv eine Motivation, weiter zu spielen. Als sie zum zweiten Mal in Folge abgesagt wurde, begannen wir darüber nachzudenken, wie wahrscheinlich es ist, dass sie auch im dritten Jahr abgesagt wird und wie das unsere Prioritäten und unseren Wunsch zu spielen beeinflusst. Wir haben drei Jahre in Folge an der Spitze des Sports gestanden. Die Weltmeisterschaft war das Einzige, was uns wirklich gehyped hat, weil es eine der einzigen Herausforderungen war, die wir noch nicht angenommen hatten. Wir werden vielleicht immer noch bei der WM mitspielen, wenn sie stattfindet, aber wir haben beschlossen, dass wir uns in der Zwischenzeit mit anderen Dingen beschäftigen wollen, die uns wichtig sind. Zumindest würden wir wahrscheinlich zur Weltmeisterschaft fahren, um unsere Freunde aus Köln, Paris, Dänemark und Belgien zu unterstützen.

Wer hat deiner Meinung nach die besten Chancen, euren Nummer-1-Platz zu ergattern? Wird Preston Bies jetzt endlich wieder die US-Meisterschaft gewinnen?

So wie ich gehört habe, wird Preston auch dieses Jahr nicht viel spielen. Es wird interessant sein zu sehen, wie viele Turniere er spielt. Wenn er viel mit Caleb, seinem Teamkollegen, spielt, denke ich, dass sie wieder eines der besten Teams sein werden. Ich weiß nicht, ob es einen offensichtlichen Favoriten auf den Gewinn der nationalen Meisterschaft gibt. Es gibt ein paar neue Teams, die ziemlich beeindruckend sind und es gibt zwei oder drei Teams wie Trippy Lizard, Boisterous (Prestons Team) und Schweppes, denen ich zutraue, dass sie es schaffen, Meister zu werden.

Wenn man sich Videoaufnahmen von euren Spielen ansieht, wirkt ihr beide so entspannt und mühelos. Trotzdem bekommt ihr viele defensive Touches und eure Hits sind on point. Wie viel Zeit habt ihr in den letzten Jahren für das Training aufgewendet?

Cisek und Showalter nach dem Gewinn der US Championships 2019 (Foto: Jack Matthews)

Cisek und Showalter nach dem Gewinn der US Championships 2019
(Foto: Jack Matthews)

Wir haben in den letzten Jahren viele, viele Stunden mit Üben und Training verbracht. Wir spielen absichtlich mit einem entspannten Stil, damit wir über ein ganzes Turnier hinweg konstant bleiben. Wenn wir diesen entspannten Spielstil beibehalten können, hilft es uns, unter Druck zu spielen. Wir leben etwa 10 Stunden voneinander entfernt, Ty in New York und ich in Ohio. Diese Entfernung bedeutet, dass wir nie wirklich viel miteinander trainiert haben. Wir haben uns normalerweise nur bei Turnieren getroffen und die Turniere zusammen gespielt. Wir haben aber viel Zeit damit verbracht, mit anderen Spielern in unseren Heimatstädten zu üben.

Würdet ihr euch als perfekte Roundnet-Spieler bezeichnen? Wenn nicht, mit welchen Aspekten des Spiels habt ihr die meisten Probleme?

Wir sind definitiv keine perfekten Spieler. Ich glaube nicht, dass es besondere Schwächen gibt, auf die ich hinweisen könnte. Normalerweise gibt es jedes Mal einen anderen Grund, wenn wir in einem Spiel schlecht spielen. Es kann sein, dass wir Schwierigkeiten hatten, uns zu konzentrieren und hart zu spielen, vielleicht hat das andere Team sehr gut aufgeschlagen und wir hatten Probleme mit der Annahme, vielleicht waren wir faul und haben mit unseren Schläge nicht gepunktet. Der Schlüssel zum Erfolg liegt unserer Meinung nach in der Konstanz und wenn wir in irgendeinem Bereich des Spiels inkonsequent sind, schafft das genug Raum für die anderen talentierten Teams das auszunutzen.

Ihr kennt euch jetzt seit sechs Jahren. Erinnerst du dich noch an den Moment, als ihr euch kennengelernt haben?

Wir haben uns beim Tourstopp in Lancaster (Pennsylvania) im Sommer 2015 kennengelernt. Ich spielte in einem Team mit meinem Bruder Seth. Tyler spielte mit seinem Freund Fitzy. Seth und Fitzy trafen sich und unterhielten sich ein wenig. Ihnen wurde klar, dass sie beide beim nächsten großen Turnier nicht dabei sein konnten. Sie waren beide jeweils auf Hochzeiten eingeladen. Das Turnier hieß SummerSpike und es war eines der größten Turniere des Jahres. Als sie merkten, dass keiner von ihnen dabei sein konnte, riefen sie Ty und mich rüber. Sie stellten uns vor und sagten, dass wir zusammen spielen sollten. Wir unterhielten uns etwa 30 Sekunden lang, stimmten zu und gingen dann wieder zum Spielen. So lernten wir uns kennen. Zwei Wochen später kamen wir in Coney Island (New York) zum SummerSpike-Turnier an und hatten die Chance zum ersten Mal zusammen abzuhängen. Wir verstanden uns sofort sehr gut und gewannen sogar das Turnier. Dabei schlugen wir das damalige beste Team des Landes, das seit drei Jahren nicht mehr verloren hatte. Durch dieses Turnier haben wir gemerkt, dass wir ein ziemlich gutes Team sind, und was noch wichtiger ist, dass wir gerne Zeit zusammen verbringen. So begann unsere Freundschaft und seitdem reisen wir gemeinsam durch das Land und die Welt.

Gibt es bestimmte Momente in eurer Roundnet-Karriere, an die ihr euch am liebsten erinnert?

Einige unserer besten Erinnerungen stammen von einer zweiwöchigen Reise nach Europa, die uns nach Dänemark, Frankreich, Deutschland und Belgien führte. Wir haben es geliebt, gegen erfahrene europäische Spieler zu spielen, neueren Spielern einige unserer Strategien beizubringen und einfach Zeit mit den verschiedenen Communities zu verbringen. Wir haben viele besondere Erinnerungen an diese Reise, wegen der wunderbaren Menschen, die wir getroffen haben.  

Auf welche Art und Weise hat Roundnet euer Leben beeinflusst?

Auch neben dem Platz ein Team. (Foto: Privat)

Auch neben dem Platz ein Team.
(Foto: Privat)

Diesen Sport zu spielen hat uns auf eine wilde Reise mitgenommen. Vor zwei Jahren war Ty Trauzeuge bei meiner Hochzeit. Gott hat uns durch diesen Sport mit so vielen Beziehungen und Erinnerungen gesegnet, die uns geholfen haben, zu wachsen. Wir profitieren sehr von den Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren beim Spikeball auf Profi-Niveau gemacht haben.

Wie werdet ihr die Lücke füllen, die der Rückzug vom Roundnet in eurem Leben hinterlässt? Werdet ihr eine andere unpopuläre Sportart ausprobieren?

Wir haben angefangen, manchmal zusammen Disc Golf zu spielen und haben auch darüber gesprochen, es in der Pickleball-Szene zu versuchen. Ty und ich haben beide separate Holzwerkstätten gegründet. Ty stellt maßgefertigte Holztische her. Ich schnitze kundenspezifische Holzschalen aus verschiedenen Holzarten, die ich verkaufe. Wir lieben es auch, mehr Zeit mit unseren Familien und Freunden verbringen zu können. Spikeball wird wahrscheinlich nie ganz aus unserem Leben verschwinden, aber wir genießen es, in diesen Tagen die Zeit in andere Dinge zu investieren!

Das Interview führte Max Martens.


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