Daniel MUStermann denkt nach … über Sisyphos im Hamsterrad

 

Round and round and round it goes. Where it stops, nobody knows.


Seit rund zwei Jahren berichten wir bei MUS schon über den unpopulären Sport. Ein Thema begleitet uns dabei fast über die kompletten zwei Jahre: die Corona-Pandemie. Dass ich zum Ende des Jahres 2021 erneut ein Text zu diesem leidigen Thema schreibe, hätte ich selbst vor wenigen Monaten nicht gedacht. Als ich mir im Sommer meine Impfung abholte und in meinem Umfeld nach und nach alle geimpft waren, dachte ich: Jetzt müssen wir uns mit diesem Thema endlich nie wieder beschäftigen – wir sind ja alle geimpft.

Ich freute mich darauf, endlich wieder Wettkämpfe im Quidditch zu bestreiten und mit MUS unpopuläre Sportarten wie Jokeiba und Kin-Ball auszuprobieren. Kurz gesagt: Ich freute mich darauf, wieder ein unbeschwertes Sportler-Leben zu führen. Ich freute mich darauf, über all die unpopulären Sportarten und ihre sportlichen Dramen zu berichten – ohne nach den Auswirkungen und Einschränkungen der Pandemie fragen zu müssen.

All diese Hoffnungen sind mittlerweile zerstört. Die ersten Sportarten vermelden eine Unterbrechung oder gar einen Abbruch der Saison. Im Quidditch wurde der erste Ligaspieltag abgesagt. Es sind die üblichen Nachrichten, wenn mal wieder eine Corona-Welle durchs Land schwappt. Für mich fühlt sich das Ganze mittlerweile wie eine diabolische Routine an. Der Winter wird hart und enthaltsam, im Sommer geht das Leben dann wieder los. Ich fühle mich wie der sprichwörtliche Hamster im Rad, der läuft und läuft, aber doch nicht vorwärts kommt. Ich denke an die Geschichte des Sisyphos in der griechischen Mythologie. Corona ist wie der Stein, den Sisyphos immer wieder einen Berg hinaufrollen muss, der dann aber kurz vor dem Gipfel doch jedes Mal wieder den kompletten Weg ins Tal herunterrollt.

Als Sportler bin ich eintönige Aufgaben zwar gewöhnt. Wer regelmäßig Joggen geht oder einmal in der Woche das Fitnessstudio aufsucht, der mag sich an Sisyphos erinnert fühlen. Entsprechend sollte man meinen, dass die regelmäßigen Wellen der Pandemie nicht zu sehr aufs Gemüt schlagen. Doch so ist es nicht. Es steigt die Verzweiflung darüber, dass das Pandemiegeschehen überhaupt nicht entspannter, sondern immer nur noch schlimmer zu werden scheint.

Wo ist der Ausweg aus der Pandemie? Wo ist der Wegweiser hin zu einem normalen Sportler-Leben? Wo bitte, geht es hier in den Garten Eden der sportlichen Normalität? Bislang ist nur ein Ausweg bekannt: Impfen, Impfen Impfen. Doch so lange ein beträchtlicher Teil der deutschen Bevölkerung diesen Lösungsweg aus unerfindlichen Gründen blockiert (lasst euch impfen/boostern, Leute!), wird es schwierig. Schließlich breitet sich in Südafrika gerade eine noch gefährlichere Virusvariante aus. Und zudem stecken selbst Länder mit einer wesentlich besseren Impfquote mitten in der vierten Welle.

Nehmen wir das Beispiel Portugal. Eine traumhafte Impfquote von 90 Prozent weist das Land an der Algarve auf. Trotzdem steht die Inzidenz kurz davor die 200er-Marke zu durchbrechen. Es zeigt sich nun endgültig: Diese Pandemie verschwindet nicht einfach so, wie FakeMUS-König Donald Trump einst behauptete.

Was das bedeutet, konnte ich selbst kürzlich in Portugal sehen, als ich dieses wunderschöne Land besuchte. Während eines Spaziergangs am Ufer des Tejos in Lissabon entdeckte ich zwei Padel-Plätze. Diese lagen allerdings völlig verlassen da. Es sah nicht so aus als ob hier in letzter Zeit Bälle durch den Käfig geflogen wären. Die Plätze waren in sehr gutem Zustand, in bester Lage und noch dazu kostenfrei nutzbar. Aber es spielte niemand. Die Portugiesen sind vorsichtig geworden in der Pandemie. Das zeigt sich auch im Sport.

In Deutschland sieht es ähnlich aus. Allzu große sportliche Pläne werden gar nicht erst gemacht. Zu unsicher ist die Lage, zu ungewiss die Zukunft. Es ist deprimierend.

Nun suche ich nach einem hoffnungsvollen Abschluss für diese Kolumne, nach einem Mutmacher für all die unpopulären Sportarten. Allein, ich finde ihn nicht. Stattdessen dreht sich das Hamsterrad weiter und der Stein der vierten Corona-Welle, will wieder den Berg hinaufgeschoben werden …


Wenn dir der Artikel gefallen hat und du uns gerne unterstützen möchtest, dann kannst du das auf  Patreon  oder PayPal tun. Wenn du wissen willst, wofür wir deine Unterstützung brauchen, dann schau bei uns im  Fanclub vorbei!