Max MUStermann denkt nach … über den inneren Sportmuffel

 

von Max Martens

Von wegen Neujahrsmotivation: Unser Autor hat schwer mit seinem Sportmuffel zu kämpfen.

Von wegen Neujahrsmotivation: Unser Autor hat schwer mit seinem Sportmuffel zu kämpfen.


“Ich war wieder 44km Fahrrad fahren”, “Ich starte mein Workout gleich! Hab mir 60min vorgenommen”, “Wir waren in der Mittagspause wieder laufen” - solche Sätze schreiben momentan meine Teammitglieder. “Find ich cool! (Ob ich dabei bin, kommt auf den Tag und die Uhrzeit an)” - das schreibe ich momentan. Ich habe folgendes Problem: ein Sportmuffel ist bei mir eingezogen. Und für den kommt nie der richtige Tag oder die richtige Uhrzeit. (Gerade schläft der Sportmuffel tief und fest und fühlt sich so richtig wohl.)

Anlass für die erhöhte sportliche Aktivität meines Teams ist die virtuelle Deutsche Impfmeisterschaft (DIM), die gerade zwischen 32 deutschen Quidditchclubs ausgetragen wird. Man sammelt als Verein durch absolvierte Fitnesseinheiten Impfdosen, um auf einem gegnerischen Feld im Schiffe-Versenken-Stil Hotspots zu impfen. Wer innerhalb einer Woche am meisten Hotspots trifft, gewinnt das Duell. Somit werde ich gerade täglich damit konfrontiert, in welchen Zeitfenstern es theoretisch möglich wäre mich sportlich zu betätigen. (Der Sportmuffel wimmert leise. Ich glaube, er träumt gerade schlecht.)

Ich könnte natürlich die WhatsApp-Gruppe verlassen, um mir das zu ersparen. Aber es ist zu schön Teil davon zu sein. Außerdem bin ich somit Teil einer sportlichen Einheit, ohne selber ins Schwitzen zu kommen. 

Es ist nicht so, dass ich Fitnessübungen ablehne. Eigentlich mag ich sie. Um Impfdosen für die DIM zu sammeln könnte ich joggen gehen, Fahrrad fahren oder ein Workout betreiben. Aber ersteres gefällt mir nicht, mein Fahrrad ist gefühlt seit immer kaputt und zu Hause habe ich keine Workout-Motivation. Und draußen ist es zu kalt. (Der Sportmuffel gähnt und dreht sich auf die andere Seite.)

Schade, dass es nicht als Workout zählt, den ganzen Tag ein ca. 11 Kilogramm schweres Baby zu bespaßen. Darin habe ich inzwischen viel Übung und versuche manchmal meine Tochter als Hantel zu benutzen. Doch eine Hantel mit eigenem Willen macht einem das Leben nicht leicht. Zumindest habe ich das Gefühl, dass meine Rückenmuskulatur inzwischen sehr gestärkt ist. Im Gegensatz zu den restlichen Muskeln. Von meiner Ausdauer ganz zu schweigen. (Der Sportmuffel kuschelt sich noch mehr ein.)

So pike ich immer mal wieder meinen Sportmuffel, in der Hoffnung, dass er das kuschelige, wohlige Nest verlässt, sich ausgiebig streckt und Platz für das Motivationsmonster macht. Bisher bleibe ich erfolglos … oh, das Babyphone. Ich gehe mal meine Tochter in den Schlaf wiegen. Meinen Rücken wird's freuen. Vielleicht mache ich dabei noch Kniebeugen. (Der Sportmuffel erwacht und verlangt Aufmerksamkeit, leider keine Zeit für Kniebeugen.)


Nachtrag: Kurz nachdem ich diesen Text vollendet hatte, passierte dann doch das Unglaubliche: Ich habe tatsächlich ein Workout gemacht! Dem Sportmuffel wurde offenbar seine Existenz unangenehm bewusst, sodass er sich kurzzeitig verzogen hat. Da hat die Kolumne anscheinend geholfen. Oder es war die Jeans, in die ich nicht mehr rein passe ...


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